Immunsystem im Alter

Immunsystem im Alter

Mit zunehmendem Alter verändert sich auch das Immunsystem – unsere körpereigenen Abwehrkräfte verlieren an Schlagkraft. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von „Immunoseneszenz“. Eine erhöhte Infektanfälligkeit und schwere Krankheitsverläufe können mit dieser zunehmenden Schwäche des Immunsystems einhergehen1. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig es gerade für Senioren ist, ihr Immunsystem aktiv zu unterstützen.

So verändert sich das Immunsystem im Alter

Mit dem Alter verändert sich sowohl das angeborene als auch das erworbene Immunsystem. Die genauen Prozesse sind derzeit noch nicht abschließend untersucht.

Man weiß allerdings bereits jetzt, dass sich einige konkrete Komponenten verändern, die für eine starke körpereigene Abwehr wichtig sind. Dies ist laborchemisch nachweisbar. So werden zum Beispiel im Alter weniger Antikörper produziert und auch die Zahl der Abwehrzellen nimmt ab.

Eine zentrale Rolle scheint auch die altersbedingte Rückbildung des Thymus zu spielen. In diesem kleinen lymphatischen Organ (auch „Thymusdrüse“ genannt) werden T-Zellen für die Abwehr von unterschiedlichsten Krankheitserregern fit gemacht. Man könnte auch von einer „T-Zell-Schule“ des Immunsystems sprechen. Jeden Tag werden hier mehrere Millionen T-Zellen getestet und aussortiert – rund zwei Millionen reife T-Zellen werden täglich aus dem Thymus ins Blut und in die lymphatischen Organe freigesetzt – bereit, den Kampf mit den unterschiedlichsten Krankheitserregern aufzunehmen.

Das Problem: Der Thymus bildet sich im Laufe des Lebens immer mehr zurück. Die T-Zell-Schule stellt ihren Dienst ein. Wir haben dann zwar noch bis über das 60. Lebensjahr hinaus einen Vorrat an diesen wichtigen Immunzellen, auf den unser Immunsystem zurückgreifen kann – doch die Vielfalt sinkt drastisch. Dementsprechend verliert also auch unsere Abwehr an Schlagkraft.

Weitere Veränderungen (z. B. die verringerte Ausschüttung von Interleukinen und die verstärkte Bildung von Interferon) scheinen ebenfalls für die schwindenden Abwehrkräfte im Alter mit verantwortlich zu sein.

Fakt ist: 

Die Immunantwort wird bereits ab dem Alter von 50 Jahren schwächer.2

Gut zu wissen: 

Die Leistungsfähigkeit des Immunsystems ist natürlich immer auch von individuellen Faktoren abhängig. Eine gute körperliche Fitness, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Genussgifte wie Alkohol und Zigaretten bilden zum Beispiel eine gute Basis. Chronische Grunderkrankungen hingegen können die Abwehr schwächen.

Folgen eines veränderten Immunsystems im Alter

Verschiedene Folgen werden in Zusammenhang mit der nachlassenden Effektivität des Immunsystems im Alter in Verbindung gebracht. Dazu zählen unter anderem:1

  • Erhöhte Infektanfälligkeit bei Senioren.
  • Erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe.
  • Erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen wie Atherosklerose.
  • Erhöhte Entzündungsaktivität.
  • Erhöhte Anzahl an Tumor- und Autoimmunerkrankungen im Alter.
  • Geringere Wirksamkeit von Impfungen.

Bestimmte Symptome, wie z. B. Fieber bei schweren Infekten, treten aufgrund der abgeschwächten Immunantwort oft nicht oder nur in reduzierter Form auf (Symptomwandel). Eine entsprechende Diagnosestellung wird dadurch häufig erschwert.

Wie stärke ich mein Immunsystem im Alter?

Es ist nie zu spät, aktiv etwas für ein starkes Immunsystem zu tun. So gelten die allgemeinen Grundsätze zur Stärkung des Immunsystems für jedes Alter. Dazu zählen:

  • Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
  • Regelmäßige Bewegung – am besten an der frischen Luft.
  • Stressabbau und bewusste Phasen der Entspannung.
  • Ausreichend Flüssigkeitszufuhr.
  • Erholsamer Schlaf.

Immunsystem stärken im Alter: Tipps

Regelmäßige Bewegung

Regelmäßige Bewegung

Bewegung bringt das Immunsystem auf Trab. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie sich einmal in der Woche einer Nordic Walking Gruppe anschließen oder einen Tanzkurs besuchen? So macht Sport Spaß und Sie können ganz nebenbei neue Kontakte knüpfen.

Im Alltag sollten Sie grundsätzlich darauf achten, Ihre tägliche Dosis Schwung einzubauen – sei es zu Fuß oder auf dem Fahrrad.

Ausgewogene Ernährung

Ausgewogene Ernährung

Eine ausreichende Menge an Nährstoffen ist wie Öl für unseren Immunsystem-Motor. Da der Körper mit dem Alter aber weniger Energie benötigt, sollten Sie umso mehr darauf achten, Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte zu wählen. Obst und Gemüse sind hier ganz vorne mit dabei. Auch Vollkornprodukte, Eiweiß und gesunde Fette sind zentrale Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung.

Tipp: 

Reduzieren Sie Zucker und Salz auf Ihrem Speiseplan.

Stressabbau

Stressabbau

Stress ist Gift für das Immunsystem. Daher sollten Sie im Alltag verhindern, dass die Hektik überhandnimmt. Öfter mal Nein sagen ist oft der Schlüssel. Und: Versuchen Sie bewusst, Phasen der Entspannung einzubauen. Zum Beispiel mit Yoga oder Tai Chi.

Wer die Entspannung mit System angehen will, kann zum Beispiel von speziellen Methoden wie der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson profitieren. Entsprechende Kurse werden z. B. in der Volkshochschule angeboten.

Ausreichend lange schlafen

Ausreichend lange schlafen

Mit dem Alter brauchen wir immer weniger Schlaf – das ist im Prinzip richtig. Dennoch sollte die Nachtruhe nicht zu kurz kommen. Denn im Schlaf tankt unser Immunsystem sozusagen neue Energie.

Tipp: 

Mindestens sieben Stunden pro Nacht sollten es sein. Hören Sie auch auf Ihren Bauch und spüren Sie in sich hinein, nach welcher Schlafdauer Sie sich am nächsten Morgen ausgeruht fühlen. Das Thema Schlaf ist eben auch eine ziemlich individuelle Angelegenheit.

  • 1 https://www.uniklinikum-jena.de/geriatrie_media/Artikel/Artikel+Springer+Verlag.pdf
  • 2 https://www.geo.de/wissen/gesundheit/22995-rtkl-immunsystem-warum-unsere-abwehrkraefte-im-alter-schwinden

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